Per Boot verlassen wir die Insel „Bocas del Toro“ und steigen in den bereits wartenden kleinen weißen Shuttlebus. Während der Busfahrt lernen wir direkt zwei Düsseldorfer kennen, sodass die sechsstündige Fahrt (inklusive einer dreistündigen Autopanne) zu einer sehr schönen Zeit wird. Total glücklich stellen wir fest, dass wir im gleichen Hostel sind, wo wir am Abend direkt gemeinsam essen. Auch am nächsten Tag verbringen wir viel Zeit zusammen und haben super lustige Gespräche, während wir Pläne für die kommenden Tage schmieden. Unsere gemeinsame Leidenschaft, Essen, kommt auch nicht zu kurz. Mittags auf einem kleinen Markt gönnen wir uns Kuchen. Abends kochen wir als Gruppe so richtig auf: Curry mit Reis und Polenta. Der nächste Tag beginnt super entspannt mit einem leckeren Frühstück, Kaffee und Yoga.
Danach machen wir uns wieder als Gruppe auf den Weg zu den „Lost Waterfalls“. Nach einer kurzen Taxifahrt beginnt auch schon die Wanderung. Quer durch den Dschungel, über Wurzeln und teilweise matschige, steile Passagen, wandern wir leichtfüßig vorbei an drei Wasserfällen. Die fallenden Wassermassen kühlen mit dem feinen Wassernebel die umliegende Umgebung und das dichte Blätterdach hält den Regen ab und verhindert, dass wir komplett durchnässt werden.
Für den Rückweg konnten wir einen Bus bis ins Zentrum nehmen. Nach einem kurzen Fußweg, kaum im Hostel angekommen, ging der angekündigte Regen auch schon so richtig los. Somit verlief der restliche Tag sehr gemütlich und endete in einer geselligen Runde in der Küche.
Nun war der große Tag gekommen. Wir bereiteten uns alle vor, packten unsere Rucksäcke, schmierten uns Brote und legten uns früh schlafen. Der Wecker klingelte heute nicht um 5 oder 4 Uhr… heute standen wir um 23.30 Uhr auf. Warum man sich so etwas antut? Na, um zum Sonnenaufgang auf dem höchsten Berg in Panama zu stehen. Die Wanderung mit stolzen 28 Kilometern und 2000 Höhenmetern war der heutige Plan. Müde, aber voller Motivation, stiegen wir zu fünft in das bereits wartende Taxi. Am Startpunkt angekommen, setzten wir unsere Stirnlampen auf und begannen die Wanderung.
Was uns erwartete, wussten wir nicht so ganz genau – nur dass es höchstwahrscheinlich sehr anstrengend sein würde. Denn trotz der verfügbaren Informationen über die Kilometer und die Höhenmeter, die in Blogs und sogar in Google-Bewertungen zu finden waren, war es schwierig einzuschätzen, wie anspruchsvoll die Wanderung tatsächlich sein würde. Die Unterhaltungswerte der Google-Rezensionen waren ziemlich hoch. Ein Beispiel: „Es war schrecklich. Wir können nicht entscheiden, ob der Aufstieg oder der Abstieg schlimmer war. Der Aussichtspunkt auf dem Vulkan war natürlich wunderschön, aber während der Wanderung stößt man physisch und psychisch an seine Grenzen. Ich kann es empfehlen, wenn man es gemacht haben möchte, aber wer eine angenehme Zeit erwartet, sollte besser zu Hause bleiben.“
Die ersten Kilometer gingen relativ leicht von der Hand, der Weg war gut begehbar. Wir würden ihn mit einem breiten Feldweg vergleichen, wie wir ihn auch im Allgäu haben. Es ging zwar immer wieder bergauf, aber danach folgten Abschnitte mit ebener Strecke, die sich hervorragend zum entspannten Gehen eigneten. Der siebte und achte Kilometer waren aufgrund der Steigung am anspruchsvollsten, aber auch diese waren gut zu bewältigen. Nach diesem Abschnitt gönnten wir uns eine kurze Pause, zogen eine weitere Kleiderschicht an, da es auf 3000 Metern schon recht kalt war. Immer noch voller Motivation setzten wir unsere Wanderung zum Gipfel des Vulkan Baru fort. Die letzten Meter zum 3474 Meter hohen Gipfel legten wir zum perfekten Zeitpunkt zurück, als der Himmel in allen Rottönen brannte, und wurden mit einem atemberaubenden Sonnenaufgang belohnt. Die unglaublich weite Aussicht war ebenfalls beeindruckend. Die anderthalb Stunden auf dem Gipfel waren zwar kalt, trotz fünf Schichten inklusive Daunenjacke, vergingen jedoch wie im Flug.
Der Abstieg stand nun bevor. Die Müdigkeit machte sich langsam bemerkbar, doch sie wurde erfolgreich durch amüsante Gespräche in Schach gehalten. Ein kleines Highlight erwartete uns während des Abstiegs. Wir trafen einen Bekannten, den wir während der Anreise nach Bouquet im Shuttle kennengelernt hatten. Er genoss gerade Nüsse und Mango. Neben ihm lag eine Flöte aus Peru, auf der er uns ein kleines Stück vorspielte, um uns den Tag zu versüßen. Eine süße und verrückte Begegnung! Nach diesem Treffen lag auf den Gesichtern von uns allen ein Lächeln, das uns einige Kilometer weitertrug.
So langsam wurde es jedoch härter, die Müdigkeit und der zähe Abstieg paarten sich. Jeder hoffte nur noch schnellstmöglich am Ausgangspunkt an zu kommen. Nach unglaublich langen vier Kilometern war es dann so weit. Erleichtert stiegen wir in das Taxi das uns zum Hostel brachte.
Nach einer Dusche wurde erst mal ein wenig geschlafen. Komplett zerknautscht verfolgten wir am Nachmittag jedoch unseren Plan für den Abend. Lagerfeuer und Stockbrot. Was für ein schöner Abschluss! Ein Tag der perfekt war und genau so, noch lange im Kopf bleibt. Super liebe Menschen, ein schöner Sonnenaufgang, wandern und dann noch ein super Abend am Feuer. Was will man mehr?
Die Verabschiedung von den anderen fiel uns schwer, aber wir sind sehr dankbar für die wundervolle gemeinsame Zeit und die tollen Erlebnisse.
Am nächsten Tag sind wir dann also auf uns allein gestellt. Wir verbringen die Zeit im und um das Hostel, um uns zu vertreiben. Gegen Abend packt uns jedoch die Lust, etwas zu unternehmen. Da wir von den meisten lokalen Biersorten die Nase voll haben, freuen wir uns umso mehr auf einen Besuch einer kleinen Brauerei. Das Bier mag zwar geschmacklich bei weitem nicht an das herrliche Bier aus dem Allgäu herankommen, aber es ist dennoch eine willkommene Abwechslung. Die Livemusik lud trotz mittelmäßiger Leistung zum Verweilen ein.
An unserem letzten vollen Tag in Boquete stiegen wir nach einem gemütlichen Start in den Tag wieder in einen Bus, der uns zum Ausgangspunkt für eine kleine Wanderung brachte. Wir wanderten durch den Dschungel entlang einer Pipeline und erreichten entspannt einen Wasserfall. Auf halbem Weg begann es plötzlich wie aus Eimern zu regnen. Zum Glück hatten wir dieses Mal unsere Regenjacken dabei und konnten die ohnehin kurze Wanderung trotzdem vollständig absolvieren. Vor dem Wasserfall stehend merkten wir, dass uns solche Momente immer mehr gefielen und auch der letzte Tag ein voller Genuss war.
Glücklich über den bevorstehenden Besuch von Zuhause, aber auch ein wenig sehnsüchtig, setzen wir unsere Reise fort, indem wir schließlich nach David (Panama) reisen, um von dort nach San José (Costa Rica) zu gelangen. Wir sind dankbar für die wunderschöne Zeit in Boquete, die definitiv ein Highlight unserer Reise bleiben wird. Jetzt steht jedoch erst einmal ein Überraschungsempfang an!