Mit unseren großen Rucksäcken warten wir am Straßenrand. Minuten vergehen und unzählige Vans rasen an uns vorbei. Nach einer gefühlten Ewigkeit hält schließlich ein Shuttle an, das uns zur Landesgrenze fährt.
Auf einer Höhe von 4000 Metern lernen wir bei einem einfachen Outdoor-Frühstück nach und nach die harmonisch-verrückte Gruppe kennen, mit der wir die nächsten drei Tage verbringen werden. Sobald wir den bolivianischen Stempel im Pass hatten, stiegen wir zusammen mit unseren chinesischen Mitreisenden in den Jeep zu unserem Fahrer Sandro. Der Rest stieg in den Wagen des zweiten Fahrers Kevin ein.
Nach einer kurzen Fahrt stehen wir an der Laguna Blanca am Fuße des mächtigen Vulkans Licancabur. Ein riesiger Spiegel umgeben von der unglaublichen Weite.
Auch das zweite Highlight lässt nicht lange auf sich warten. Die Laguna Verde zeichnet sich durch ihre grüne Verfärbung aus. Für dieses Naturschauspiel benötigt es jedoch Wind. Dieser bleibt jedoch am heutigen Tag aus, was jedoch durch herrlichen Sonnenschein ersetzt wird.
Bevor wir uns von den einheimischen Speisen verwöhnen lassen, tauschen wir unsere Daunenjacken gegen Badebekleidung – ja, genau, Bikini und Badehose! Auf 4300 Metern bei 40 Grad Celsius in den von Vulkanen erhitzten „Chalviry Hot Springs“ tauschen wir uns mit den anderen in der Gruppe aus und beobachten rosa Flamingos beim Fressen.
Völlig geplättet steigen wir wieder in den Jeep. Es ist gerade erst 13 Uhr und wir können kaum glauben, was wir bereits alles gesehen haben. Nachdem wir die Wüste von Dali durchquert haben, erreichen wir den windigsten Punkt unserer Reise. Aus der Ferne sehen wir Dampf vom Boden aufsteigen. Die „Sol de Mañana“ Geysire auf 4850 Metern sind unglaublich beeindruckend. Geysire entstehen, wenn drei Komponenten zusammentreffen: Wasser, Hitze und ein natürliches System von unterirdischen Röhren und Hohlräumen, das durch einen dünnen Kanal mit der Erdoberfläche verbunden ist. Aus dem Geysirloch schießt dann eine Fontäne aus Dampf, kondensiertem Wasser und manchmal Mineralien oder Gesteinspartikeln heraus.
Nachdem wir den höchsten Punkt der Tour auf 5000 Metern überquert haben, fahren wir zum Abschluss des Tages zur „Laguna Colorada“. Diese pinke Lagune ist bekannt für ihre großen Bestände an Flamingos. Weltweit gibt es sechs verschiedene Flamingo-Arten, von denen drei hier leben: der Chileflamingo, der Gelbfuß- oder Andenflamingo und der James- oder Kurzschnabelflamingo
Vorbeugend und interessiert an den Auswirkungen der Koka-Blätter, die angeblich gegen die Höhenkrankheit helfen sollen, kauen wir fleißig auf ihnen herum. Mit nun betäubten Backen stellen wir fest, dass die Blätter einen grasigen Geschmack haben. Das wir es jedoch wie Sandro oder auch die andern Lokals, jeden Tag große Mengen zu uns nehmen könnten, bräuchten wir noch ein wenig Zeit. 🙂
Die erste Nacht verbringen wir in einem sehr einfachen Hostel, das ein Gemeinschaftsbad mit durchschlitzten Türen hat. Gemeinsam essen wir an einem großen Tisch Spaghetti Bolognese und schwärmen von dem unglaublichen Tag, den wir zusammen erleben durften. Einige aus der Gruppe können es jedoch nicht so ausgiebig genießen wie wir. Für sie ist die Höhe ein echtes Problem. Ein paar dient Aspirin und Tee aus Koka-Blättern als Nachtisch.
Um 7 Uhr morgens versammeln sich alle zum Frühstück. Nach einer kurzen Besprechung, was für den heutigen Tag geplant ist, gibt es frische Pancakes zum Frühstück und ein 11-Meter-Elfmeterschießen zwischen den Nationen (USA vs. UK vs. China vs. Bolivien vs. Deutschland) auf dem riesigen Fußballfeld in dem kleinen bolivianischen Bergdorf.
Aus Lamablut gemalte Seinzeit-Zeichnungen sind eine kleine Wanderung am Morgen definitiv wert.
Weiter geht es in der Siloli-Wüste, wo aufgrund von Wind- und Erosionsprozessen skurrile Felsformationen entstanden sind. Wir bestaunen Felsen, die an den WM-Pokal oder ein Kamel erinnern. Außerdem klettern alle aus der Gruppe überall herum oder verfolgen die Spuren des Bergvizcacha-Hasen. Dieser flinke Kletterer ähnelt durch seinen langen Schwanz einem Chinchilla.
An der Laguna Negra wandern wir über eine grüne Weide, wie eine Gruppe Entdecker vorbei an grasenden Lamas, hin zu einer Lagune mit schwarzem Wasser.
Nach einem üppigen Mittagessen setzen wir unsere Tour fort. Unser nächster Halt ist der „Anaconda Canyon“, wo sich bald herausstellt, dass das Mittagessen für die gesamte Gruppe eine Portion Übermut mit sich gebracht hat. Nachdem wir uns vorsichtig an die tiefen Abgründe herangetastet haben, klettern wir alle auf einen hohen, atemberaubenden Aussichtspunkt. Dabei bleiben wir unserem Motto „wir harren die Menschenmassen aus“ treu. Als unser Guide uns zum Weitergehen auffordert, stellt sich der Rückweg nach unten als schwieriger heraus als gedacht. Dennoch schaffen wir es als Gruppe erfolgreich, sicher wieder hinunterzukommen.
Nach diesem aufregenden Erlebnis kommt der nächste Halt genau zur rechten Zeit. In einem kleinen Restaurant verhalten wir uns wie die Einheimischen und gönnen uns ein Bier, während wir die wundervolle Zeit genießen und viel lachen. Auf der letzten Etappe des heutigen Tages begleitet uns ein heftiges Gewitter. Auf matschigen Pfaden fahren wir zum nächsten äußerst komfortablen Hostel, das komplett aus Salz gebaut wurde. Den Abend verbringen wir wieder gemeinsam bei Wein, Hühnchen und Pommes, während wir die Erlebnisse Revue passieren lassen.
Um 4:30 Uhr springen wir direkt aus dem Bett in den Jeep. Nach einer kurzen Fahrt erreichen wir das absolute Highlight der gesamten Tour: die 11.000 Quadratkilometer große Salzwüste, eine Fläche so groß wie Niederbayern! Die Sole, die unter der Oberfläche liegt, reicht mindestens 220 Meter in die Tiefe. Dies ist die größte Salzfläche der Welt. Durch den Regen der letzten Tage ist ein flacher Teil der Wüste mit Wasser bedeckt, das wie ein gigantischer Spiegel wirkt. In Kombination mit dem Sonnenaufgang erleben wir hier einen unvergesslichen, einmaligen und surrealen Moment.
Nach diesem Start in den Tag tanzen wir gemeinsam zu bolivianischen Rhythmen, während dem Frühstück an der Kaktus Insel (Isla Incahuasi).
Die hügelige und felsige Landzunge bildet die Spitze der Überreste eines alten Vulkans, der vor etwa 40.000 Jahren unterging, als das Gebiet Teil eines riesigen prähistorischen Sees war. Die Insel ist von einer einheimischen Kaktusart bedeckt. Diese Riesenkakteen sind teilweise Hunderte von Jahren alt und wachsen mit einer Geschwindigkeit von etwa einem Zentimeter pro Jahr. Die meisten von ihnen erreichen eine Höhe von mehr als zwei Metern, während einige sogar beeindruckende 10 Meter erreichen. Der starke Kontrast zur kargen Salzebene macht die üppige Pflanzenwelt auf der Insel Incahuasi umso faszinierender.
Querfeldein über die unendliche erscheinende Salzfläche fahren wir mit einem Stopp für eine Fotosession in Richtung des Dakar Denkmal von 2014.
Hier auf der Insel erwarten uns Flaggen aus allen Ländern, und unser Guide teilt uns stolz seine nationale Identität mit, die er durch die Geschichte seines Landes unterstreicht. Er berichtet auch über die geteilte Meinung bezüglich des Lithiumabbaus. Unter der Salar de Uyuni befinden sich riesige Mengen dieses wertvollen Rohstoffs. Die Frage, ob der Reichtum für das arme Land oder das einzigartige Naturschauspiel wichtiger ist, bleibt ungelöst und wird sich in naher Zukunft klären.
Später geht es weiter in die Stadt Colchani, die am Rand der Salzebene liegt und wo die Möglichkeit besteht, Souvenirs auf dem Markt zu kaufen. Der letzte Punkt der wundervollen Tour ist der „Cementerio de Trenes“, ein Zugfriedhof mit verrosteten Überresten von Zügen aus dem 19. Jahrhundert. Die Eisenbahn wurde damals gebaut, um die örtlichen Bergwerke, La Paz und die Seehäfen Chiles miteinander zu verbinden. In den 1940er Jahren brach die Bergbauindustrie zusammen, als die Mineralien erschöpft waren. In einem anderen Klima wären die Züge hundert Jahre nach ihrer Stilllegung in einem viel besseren Zustand gewesen, aber in Uyuni beschleunigt das Salz die Korrosion erheblich und lässt die Züge so aussehen, als wären sie bereits Jahrhunderte alt.
Zum Abschluss gehen wir in Uyuni essen. Hier bekommen wir Lamafleisch mit Couscous und Gemüse serviert, dazu wird leckerer Saft gereicht. Nach einer schweren Verabschiedung von den anderen Teilnehmern setzt unsere Reise fort. Wir fahren mit dem Jeep direkt zurück nach San Pedro de Atacama.
Zusammenfassend müssen wir leider feststellen, dass es unmöglich ist, in Worte zu fassen, was wir in diesen vier Tagen erlebt haben. Wir sind unglaublich dankbar für jede einzelne Sekunde, die beeindruckenden Landschaften und die Naturwunder.
Ein passendes Wort, das all das Erlebte beschreibt, gibt es nicht … vielleicht existiert es einfach noch nicht! Weder „atemberaubend“, „einmalig“, „wunderschön“ noch „megasuperultrakrass“ können das Erlebnis angemessen erfassen.
Daher hier unser abschließender Tipp: Pack deinen Koffer und erlebe selbst, was sich nicht in Worte fassen lässt! Wir versichern (ohne die Finger zu kreuzen), dass es die Reise wert ist!